Spitzenreiten

Ein Kopf an Kopf Rennen beim Spitzenreiten

Irmelshausen (hf). Bis zum Schluss war es unklar, wer in diesem Jahr das Spitzenreiten gewinnt. Wird es Luis Wiener auf dem Fjordpferd Danya oder Jannis Witz mit Moritz einem Schwarzwälder Kaltblut?  Was dieser seinem Pferd Moritz kurz vor dem Ziel  ins Ohr flüsterte bleibt ein Geheimnis. Jedenfalls legte Moritz einen Spurt zu und war vor Luis Wiener im Ziel. Mit Moritz hatte Janis Witz ein Pferd erwischt, das sehr skeptisch reagierte, als die „Spitzenmädchen“ Julia Schmutz, Leni Wiener und Nina Mauer die  bändergeschmückte Standarte an den Sieger übergeben wollten.  Erst einmal an dem komischen Ding schnuppern sagte sich Moritz, behielt bei der Übergabe aber die „Spitze“ im Blick.

Begonnen hatte das Spitzenreiten von Irmelshausen mit einem kleinen Festzug vom Sportheim zum Badesee. Voran Julia Schmutz, Leni Wiener und Nina Mauer mit der Spitze, eine mit vielen bunten Bändern geschmückte Fahnenstange und Hans Freiherr von Bibra. Foto: Hanns Friedrich

Beifall der Umstehenden gab es für den Sieger, ebenso für Luis Wiener (Platz 2), Linus Hey auf Felix einem deutschen Reitpony (3. Platz) und Marvin Müller auf Nanu, einem Schwarzwälder Kaltblut (4. Platz), denn erstmals nach Corona konnte der Brauch des Spitzenreitens wieder mit Zuschauern stattfinden. Die Pferde kamen, wie schon seit einigen Jahren, vom Rothhof in Sulzfeld. Dafür bedankte sich der Burschenverein. Insgesamt haben die Reiter sechsmal mit den Pferden in der Reithalle geübt. „Pferd und Reiter mussten sich ja kennen lernen und Reiten ohne Sattel ist auch nicht so einfach,“ sagte Marvin Müller, Vorsitzender des Burschenvereins Irmelshausen. Das Pferd des Gewinners kam von einem privaten Einsteller, der es für das Spitzenreiten zur Verfügung stellte. Glückwünsche gab es für alle vier Reiter vom Vorsitzenden des Burschenvereins Irmelshausen, Marvin Müller und Baron Hans Freiherr von Bibra. Dieser überreichte an den Sieger, Jannis Witz Urkunde und ein Geldpräsent.

Glückwünsche gab es nach dem Pferderennen rund um den Badesee von Hans Freiherr von Bibra. Er überreichte Urkunde und ein Geldpräsent an den Sieger, Jannis Witz.  Foto: Hanns Friedrich

Begonnen hatte das Spitzenreiten von Irmelshausen mit einem kleinen Festzug vom Sportheim zum Badesee. Voran Julia Schmutz, Leni Wiener und Nina Mauer mit der Spitze, eine mit vielen bunten Bändern geschmückte Fahnenstange, ebenso Hans Freiherr von Bibra, die Musikkapelle Irmelshausen, Mitglieder des Burschenvereins Irmelshausen, dann die Reiter und zahlreiche Gäste. Gekleidet waren Reiter und Konfirmandinnen in der Irmelshäuser Tracht.  „Es ist wichtig, dass dieses Spitzenreiten weiter geführt wird sagte Hans Freiherr von Bibra. Deshalb ist es für ihn selbstverständlich, wie seit Jahrhunderten, ein Geldgeschenk parat zu haben und dies dem Sieger mit einer Urkunde zu überreichen. Nach dem Ritt waren die Irmelshäuser Burschen geschafft, denn auf einem ungesattelten Pferd zu reiten und es mit den Beinen zu lenken, das war doch nicht ganz so einfach. Freude aber auch, dass bei diesem Ritt alles glatt ging. Lediglich Janis Witz rutschte kurz nach dem Ziel vom Pferd, wobei lediglich das Handgelenk etwas schmerzte.

Ein klarer Sieg: Jannis Witz beim Kopf an Kopf Rennen mit Luis Wiener. Foto: Hanns Friedrich

Die Tiere selbst wurden immer wieder von Zuschauern und  zahlreichen Badegästen an der knapp einen Kilometer langen Strecke  angefeuert. Für viele war der Pfingstritt eine Abwechslung und teils auch Überraschung. Immer wieder wurden die Handys gezückt und das Geschehen im Kurzvideo oder Bild fest gehalten. Mit dem sogenannten Spitzenreiten hielten die Irmelshäuser am Pfingstmontag einen Brauch wach, bei dem es sich um einen germanischen Fruchtbarkeitsritt über die Felder und Fluren handeln könnte. Freiherr Hans von Bibra weiß, daß der Ritt seit Jahrhunderten eng mit der Familiengeschichte verbunden ist. Früher wurden die Knechte eines Schlosses im Reiten unterrichtet und dann auch mit in den Krieg genommen.

So ganz traute Moritz den flatternden Bändern an der Standarte der Spitze nicht und musste erstmal daran schnuppern. Foto: Hanns Friedrich

In späteren Jahren wollten die Burschen bei Wettkämpfen zeigen, wie gut sie auf den Pferden reiten. Es könnte aber auch sein, daß das Spitzenreiten mit dem thüringischen Dorf Mendhausen in Verbindung gebracht wird. Hier gibt es urkundliche Niederschriften. Daraus geht hervor, daß das Spitzenreiten zwischen Mendhausen in Thüringen und Irmelshausen stattfand. Als es zu einem schweren Unfall kam, wurde die Strecke an den Badesee verlegt. Übrigens: Lediglich die unverheirateten Burschen des Dorfes haben die Möglichkeit an dem Wettreiten teilzunehmen.  Zugezogenen müssen fünf Jahre im Dorf ansässig sein.

Der Sieger des diesjährigen Spitzenreitens, Jannis Witz, erhielt die bändergeschmückte Standarte überreicht. Foto: Hanns Friedrich